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    Lageplan 1:2000 “Natur in der Stadt”

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    Planungsphasen

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    Konzeptdiagram - Die Neue Mitte

Mainleuser Mitte

Leitidee: Die Neue Mitte

Mainleus benötigt eine neue Mitte, die die Identität der Gemeinde stärkt. Diese Mitte wird über die Neuordnung der Baumassen, über die Gestaltung der Wegeverbindungen und öffentlichen Räume, sowie über das Ansiedeln temporärer und langfristiger Nutzungen und die Verknüpfung mit der regionalen Landschaft geschaffen. Dabei dient die Geschichte des Ortes als Leitfaden für die Transformation der ehemaligen Spinnerei.

Es geht nicht nur um die Nutzbarmachung einer ehemaligen Gewerbefläche. Es geht darum, die Mainleuser Mitte zu einem Ort zu entwickeln, der sich wieder in die bestehende Struktur einfügt: Ein Ort, an dem Menschen gerne leben und arbeiten.

Städtebauliches Konzept

Die Neuordnung der Baumassen orientiert sich an den bestehenden Industriebauten: Was sinnvollerweise erhalten werden kann, wird erhalten, was nicht mehr nutzbar gemacht werden kann, wird entfernt. Die dadurch geschaffenen Leerräume werden öffentlich zugänglich gemacht – was vormals nicht betreten werden konnte, ist nun für alle da. Dazu schaffen wir auf den Grundrissen der ehemaligen Spinnsäle und der Weberei mit ihren Erweiterungen öffentliche Räume. Eine neue Randbebauung fasst diese neuen Orte, und stärkt zugleich die bestehenden Straßenzüge am Rand des Entwurfsgebiets.

Die Neuordnung des Gebiets durch die Achsen Hornschuchstraße und Lubisarkaden schafft vier Nachbarschaften. Über diese erstreckt sich ein Gradient an Nutzungen – weder strenge Funktionstrennung noch wilder Mix. Im Westen an den ruhigen und attraktiven Lagen wird vorwiegend Wohnnutzung angesiedelt, im Osten dominiert Gewerbe. Dazwischen, gut erreichbar über die Haupterschließung, konzentrieren sich die öffentlichen Nutzungen und Dienstleister. Plätze und Gärten vermitteln und strukturieren das Gebiet.

Der Nordwesten bietet ruhiges und ökologisches Wohnen am Mainleuser Meer für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mittels innovativer Wohnformen. Diese werden durch aktivierende Erdgeschoßnutzungen ergänzt. Der Bootsplatz schafft eine Eingangssituation im Westen des Entwurfsgebiets.

Im Südwesten wird die bestehende Bebauung so ergänzt, dass ein funktionierendes Wohnviertel entsteht. Baumwollhalle und Zweizylinderspinnerei werden erhalten und bieten Raum für Ausstellungen und gläserne Manufaktur. Im Norden wird die Halle durch ein neues Volumen ergänzt, das mit dem neuen Hoch- und Aussichtspunkt die neue Mainleus Mitte kennzeichnet. Das alte Pförtnerhaus markiert den Zugang von Süden.

Im Südosten befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ein Großteil der kulturellen, sozialen und gewerblichen Nutzungen. Der Nahversorger gegenüber dem Bahnhof dient als Anziehungspunkt und ist auch ohne Auto leicht zu erreichen. Die in Nachbarschaft angesiedelten Gewerbe, wie z.B. das Gründerzentrum, aktivieren diese zentralste Nachbarschaft und vermitteln zu den Gewerbeflächen im Osten.

Der Nordosten wird durch den Sukzessionswald geprägt. Östlich des Waldes setzen sich die Flächen der Mainleus Invest GmbH fort, westlich davon befinden sich Wohntypologien. An der Hornschuchstraße sind die Gebäude der Universität Kulmbach angesiedelt.

Die Gestaltung der neuen Volumina bezüglich Gebäudehöhen und Dachformen orientiert sich an Bestand und Topografie. Die Dächer der Neubauten interpretieren die industriellen Sheddächer in West-Ost-Richtung neu, und geben dem Gebiet eine klare Prägung. Sie eignen sich zudem ideal zur Ausstattung mit Photovoltaikanlagen. Als Baustoffe kommen natürliche Materialien mit niedrigem Grauenergiewert zum Einsatz.

Freiraumkonzept

Die neuen öffentlichen Räume lassen das Gebiet auch landschaftlich zum Zentrum des Ortes werden, mit Bezügen zum regionalen Kontext des obermainischen Hügellands. Analog zu den neuen städtebaulichen Nachbarschaften entstehen vier Freiraumidentitäten:

Das Mainleuser Waldland stellt als innerstädtischer Forst eine Fläche mit Naherholungsfunktion dar. Es ist gleichzeitig ein klimatisch wertvoller und ökologisch diverser Naturraum. Um diese Mehrfachfunktion zu gewährleisten, wird das Mainleuser Waldland als Sukzessionsgehölz bewirtschaftet und mittels Stegen begeh- und erfahrbar gemacht.

Der Spindelplatz wird als städtischer und robuster, intensiv nutzbarer Ort verstanden. Als Pendant zum Waldland übernimmt der wie eine Baumhalle gestaltete Spindelplatz wechselnde und je nach Erfordernis angepasste Eigenschaften als Marktplatz, Sportfeld, Ausstellungsraum oder Veranstaltungsfläche.

Das Mainleuser Meer als offene, großzügige Wasserfläche erfüllt die Speicher- und Reinigungserfordernisse des (Regen-) Wassermangements im gesamten neuen Quartier. Neben seinen ökologischen Aspekten als zukunftsweisende Lösung zu Stadtökologie und Regenwassermanagement bietet der See neue attraktive Nutzungsangebote für alle Mainleuser und ihre Gäste.

Das Gartenland hält für die spätere Wohnbebauung den privaten Außenraum vor, kann in früheren Stadien aber bereits als Gartenfläche bespielt und bewirtschaftet werden, z.B. zum gemeinschaftlichen Gärtnern.

Als Initial der Entwicklung der Neuen Mainleuser Mitte wird mit Hilfe der kleinen Landesgartenschau ein Prozess der Verzahnung von Natur und Architektur in Gang gebracht.

Erschließungskonzept

Ein neues Wegekreuz verbindet West und Ost für alle Verkehrsarten und schafft von Süd nach Nord eine neue Verbindung für Fußgänger. Diese Achsen binden das Gebiet der Spinnerei wieder in das Wegenetz von Mainleus und der Region ein. Die Spinnereistraße gegenüber des Bahnhofs bietet Park&Ride- und Fahrradstellplätze, sowie Raum für eine zukünftige Erweiterung des Bahnhofs. Alle Gebäude sind mindestens einseitig durch Kraftfahrzeuge anfahrbar. Öffentliche Räume mit Aufenthaltscharakter werden für vorrangige Fußgängernutzung als „shared surface“ ausgebildet.

ZwischenNutzungen, Bauabschnitte

Neben der Landesgartenschau wird die Transformation des Gebiets durch eine Reihe von Veranstaltungen, die sich in örtlicher Tradition und Kompetenz begründen, begleitet – von regionalen Lebensmitteln bis hin zu lokaler Kultur und Sportveranstaltungen. Es wird hierzu die Einrichtung einer Managementfirma empfohlen, die einerseits die Veranstaltungen organisiert und kommuniziert, aber auch für die Auswahl der Mieter der kulturellen und einen Teil der gewerblichen Nutzer (regionale Erzeuger, Gründerzentrum) sorgt. Für die Wohngebiete wird ein Mix aus Miet- und Eigentumswohnungen sowie preisgedämpftem Wohnen vorgeschlagen. Eine anteilige Entwicklung im Erbbaurecht oder als Genossenschaft ist denkbar. Die zukünftigen Anwohner sollten aktiv in die Entwicklung des Gebiets eingebunden werden, etwa in Form einer Nachbarschaftsorganisation, die z.B. gemeinsam Konzepte für Zwischen- und Erdgeschoßnutzungen erarbeitet.

Das Gebiet wird schrittweise entwickelt, mit einem Schwerpunkt auf früher Erschließung der Wohnflächen im attraktiven und ruhigen Westen. Die gut erschlossenen zentralen Gebiete bieten sich für Dienstleister und öffentliche Nutzungen an, Gewerbeflächen werden im Osten vorgesehen.

Team: Thomas Stellmach, Filippo Imberti, Francesca Guarascio Collaborators: Treibhaus & Lavaland GmbH Date: 23 February 2018 Type: Competition Client: Stadt Mainleus Location: Mainleus Subject: City & Landscape Planning Surface: 14 ha Status: Completed