Blankenburger Süden: Eine Stadt für das 21. und 22. Jahrhundert
Klimasensitiver Stadtentwicklungsrahmen für das größte städtische Erweiterungsgebiet Berlins
Region
Europa und Nordamerika
Datum
2018-2020
Leistung
Städtebau und öffentlicher Raum
Projektdetails
Ort
- Berlin ()
Typ
- Wettbewerb
- Auftrag
Team
Kunde
- Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Wohnen
Partner
- B+B Urbanism and Landscape Architecture
- Burgdorf Stadt
- DSK
Fläche
160ha
Berlin ist am wachsen
Deshalb hat der Berliner Senat neue Entwicklungsflächen für 135.000 neue Wohnungen ausgewiesen. Blankenburger Süden im Norden Berlins ist eines dieser Gebiete.
Neben der Bereitstellung von Lebensräumen betrachten wir die Gestaltung im Hinblick auf den Klimawandel und die Verschiebungen in den Mobilitätsmodi. Neben den Qualitäten und Herausforderungen des bestehenden Kontextes sollte auch der städtische Kontext Berlins berücksichtigt werden.
Der Planungsrahmen folgt klaren Regeln. Sie reflektieren die Bebauung, Landschaft, Landnutzung, Verbindung und Hierarchien von Räumen unter Berücksichtigung einer höheren Dichte an Zentren, differenzierter Räume im Kernbereich entlang des Straßenbahnboulevards, Offenheit und kleinräumige Entwicklung in Richtung Landschaft, sowie Mischungen von Typologien und Funktionen im industriellen Bereich.
Machbarkeitsstudie: Anregung eines Diskurses über die Zukunft der Region
Blankenburger Süden steht am Anfang eines langen Entwicklungsprozesses. Unsere erste Aufgabe war es, verschiedene Erschließungsmöglichkeiten und das Potential des Gebietes zu untersuchen, um den Menschen eine möglichst intuitive Wahrnehmung des Gebietes zu geben.
Wettbewerb: Rahmenplan für Blankenburger Süden
Später gab es einen Wettbewerb für die zukünftige Erschließung der 160 ha großen Fläche zwischen Blankenburg und Heinersdorf.
In Zusammenarbeit mit B+B Urbanism & Landscape Architecture hat TSPA einen Rahmenplan für Blankenburger Süden vorgelegt.
Der Rahmenplan folgt klaren Regeln, die den Kontext - Entwicklung, Landschaft, Nutzung, Verbindungen - und die Hierarchie der Räume berücksichtigen. Es suggeriert höhere Dichten in den Zentren, mit dem differenzierten Kernbereich entlang des Straßenbahnboulevards, während die Offenheit und der geringe Umfang an der Grenze zu einer Landschaft. Das Areal ist in vier Teilbereiche gegliedert, die über eine grüne ÖV-Achse miteinander verbunden sind, wo sich öffentliche und lokale Versorgungseinrichtungen befinden. Es entstanden vier Quartiere mit ausgeprägter Identität, zwei neue Schulstandorte und ein Produktionsschwerpunkt im Westen, der Lernen, Business, Grünflächen und Wohnen sinnvoll miteinander verknüpft.
Sechs Ziele, die unseren Vorschlag leiten
Unser Vorschlag basiert auf den sechs Zielen, die unser Vorschlag erreichen soll: Natur hat Vorrang, Aufbau von Widerstandskraft gegenüber dem Klimawandel, Schaffung von Gemeinschaft, Schaffung flexibler und anpassungsfähiger Typologien, Förderung der Vielfalt für ein friedliches Zusammenleben, Schaffung von Stadtdichte und nachhaltiger Mobilität für eine bessere Lebensqualität.
Ziel 1 - Die Natur kommt zuerst
Grünflächen, von sehr klein bis sehr groß, sind ein integraler Bestandteil der städtischen Struktur.
Integration in bestehende Landschaft
Wir stützen unser Planungskonzept auf die bestehende Landschaft, einschließlich der Offenheit der Malchow-Aue, der städtischen Oase der Kleingärten, der Feuchtgebiete des Panketals, zwei fließenden Gräben, der Anordnung ehemaliger Abwasserfelder und bestehender Baumreihen und Wasserkörper.
Für die Nachbarschaft typische Elemente wie grüne Dächer, Gärten, Innenhöfe, Speisegärten, Spielplätze und offene Räume bildeten das Rückgrat des Konzepts. Darüber hinaus tragen übergreifende landschaftliche Zusammenhänge und Parks zu einem Gefühl der Weite und des Zusammenhalts innerhalb des Gebiets bei.
Zusammenleben mit Flora und Fauna
Die Natur ist immer in Sicht und zu Fuß und kann aktiv und vielfältig erreicht und erlebt werden; die Biodiversität ist auf allen Skalen integriert. Der Erhalt von Naturräumen wird durch strategisch platzierte höhere Baudichten ermöglicht. Sie dienen als Erholungsgebiete und sorgen für eine hohe Lebensqualität der Anwohner.
Starkes Netzwerk grüner Links
Wir schaffen ein starkes Netzwerk von grünen Verbindungen auf den verschiedenen hierarchischen Ebenen der Nachbarschaft durch die Pflanzung von Tausenden von Bäumen und Kilometern von Hecken und Büschen. Das Netzwerk besteht aus einem vielfältigen System von grünen "Linien" und "Zonen", um eine robuste städtische Natur zu schaffen. Tiere nutzen diese grünen Korridore zum Wandern, Bewegen, Verstecken und Nisten. Neu angelegte Baumalleen in Ost-West-Richtung schaffen zusätzliche Umwelt- und Freizeitkorridore. Differenziert gepflanzte blühende Baumalleen in Nord-Süd-Richtung geben der Nachbarschaft saisonale Abwechslung. Grünflächen in der Nähe von Wohngebieten passen in dieses Netz und zeichnen sich durch ihre Freizeitmöglichkeiten und parkähnliche Vegetation aus.
Grün für alle Kreaturen
Die ausschließliche Bepflanzung mit einheimischen Arten schafft eine Verbindung zu den bestehenden umliegenden Grünflächen und stärkt die Biodiversität. Blühende Pflanzenarten und gemischte Hecken stimulieren die Insekten- und Vogelpopulation und schaffen ein System ökologischer Nischen unterschiedlicher Größe von kleinen (grünen Dächern) bis zu extra großen (Parkfeldern) für eine breite Palette von Pflanzen- und Tierarten. Die bestehenden Biotopflächen werden erhalten und erweitert und werden Teil der Grünzone des Stadtparks in der Nähe der Siedlung, jedoch nicht vollständig erschlossen, sondern als ökologische Zonen entwickelt, in denen Menschen Gäste sind.
Ziel 2 - Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel
Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt und eines nachhaltigen Wassermanagements.
Klimaresilienz geht über die Ökologie hinaus: Baustoffe und Grundrisse, Gehsysteme und Mobilitätssysteme, Energie- und Wassermanagement. Der Süden von Blankenburg ist fast ohne Versiegelung erschlossen, Grünflächen folgen der Windrichtung, der Boulevard im Zentrum dient als ÖV-Achse sowie zur Wasseraufnahme, wir erhalten und fördern die biologische Vielfalt und integrieren Wind- und Biodiversitätskorridore.
nachhaltige Wassernutzung
Das bestehende Wassersystem wird nachhaltig erweitert und zu einem System ergänzt. Wasser wird vorübergehend auf Dächern gesammelt und recycelt. Nachbarschaften und Straßen werden so grün wie möglich gehalten, entlang der Straßen durch Tröge in den Boden eindringen oder bei starken Regenfällen in die Parkzonen abfließen. Die Straßenbahnachse ist als Schwammstraße konzipiert, die überwiegend grün und durchlässig ist. Dies entlastet das Abwassersystem zu Spitzenzeiten und kühlt die Luft an warmen Sommertagen. Höher gelegene Trockengebiete und tiefer gelegene Feuchtgebiete tragen zur Biodiversität bei.
Durch die Visualisierung dieser Prozesse wird das Bewusstsein für eine nachhaltige Wassernutzung geschärft. Auf der östlichen Seite des Areals schaffen wir einen Klimakorridor, der das Stadtgebiet mit kalter Luft versorgt und einen Park mit Kleingärten und Freizeiteinrichtungen für die Nachbarschaft schafft. Durch die Pflanzung von Tausenden von Bäumen, Hecken und anderen Pflanzen wird CO2 gebunden.
Ziel 3 - Gemeinschaft schaffen
Frühzeitige Einbindung von Stakeholdern und klar definierte öffentliche Räume.
aktiven Austausch
Die Plätze, Gärten und Räume unseres Konzeptes sind menschlich und können offen angeeignet werden, um Wasser und Natur in einer grünen städtischen Landschaft lebendig zu machen. Klar definierte Zentren, kurze Wege, attraktive öffentliche Räume sowie Sport- und Spielplätze sorgen für Begegnung und Identität. Das schafft Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit.
Schaffung einer Nachbarschaft
Eigene Anbauflächen in und auf Dächern sind mit lokalen Märkten und Restaurants verbunden, Energie wird lokal produziert und gespeichert. So entstehen materielle Zyklen. Die Schaffung von Nachbarschaften erfolgt auch schrittweise mit der frühzeitigen Beteiligung der Beteiligten, so dass ein gemeinsames Nachbarschaftsmanagement organisch entsteht. Vor den Wohneinheiten werden Sozial- und Versorgungseinrichtungen gebaut, wo das Genossenschaftsgebäude besonders wichtig ist.
Ziel 4&5 - Flexible und anpassungsfähige Typologien schaffen, Vielfalt für ein friedliches Zusammenleben fördern
Raum für Experimente und weiteres Wachstum in der Zukunft.
Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber wir müssen heute den Grundstein legen, damit sich die Stadt auch in Zukunft nachhaltig entwickeln kann. Daher ist unser Vorschlag ein Rahmenwerk und kein Masterplan. Es lässt bewusst Raum für Experimente und legt nicht alles auf, damit sich der Blankenburger Süden auch in Zukunft weiterentwickeln kann.
Die bereits bestehende Vielfalt der Bewohnerstruktur in Blankenburger Süden ist eine Stärke, die wir ausbauen und in den Vordergrund stellen: Angebote wie die neuen Zentren, Schulen und Kindertagesstätten werden so platziert, dass sie den aktuellen und zukünftigen Bewohnern zugute kommen. Unterschiedliche Typologien mit kleinen und großen Wohnungen, unterschiedliche Dichten und Charaktere der Nachbarschaft geben dieser Vielfalt Raum sich zu entwickeln: für alle Mitbürger unserer Gesellschaft.
Die gemischt genutzten Flächen, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden sind, weisen eine hohe typologische Vielfalt und Flexibilität auf, während die dezentralen, nicht wesentlich störenden Gewerbebetriebe zu diesem Mix beitragen. Die Baudichten folgen den Richtlinien des Verfahrens.
Digitaler Urbanismus
Während des Projektprozesses wurden verschiedene digitale Tools getestet, um die Designüberlegungen zu optimieren und die Entscheidungsfindung besser zu unterstützen. Gemeinsam mit der Bauhaus-Universität Weimar haben wir ein digitales Tool entwickelt, um verschiedene Entwicklungsszenarien von Dichte und Typologien besser bewerten zu können.
Ziel 6 - Stadtdichte und nachhaltige Mobilität für eine bessere Lebensqualität
Wir sehen Dichte als ein Mittel, bezahlbaren Lebensraum zu schaffen und Lebensqualität und Natur sicherzustellen.
Höhere Dichten an ausgewählten Punkten im Stadtteil in Übereinstimmung mit einem starken Mobilitätskonzept ermöglichen es, Grünflächen frei zu halten und hochwertige öffentliche Räume zu schaffen und zu finanzieren.
Das Straßen- und Verkehrskonzept sieht weitgehend gemeinsame Räume vor, die sich leicht an verschiedene zukünftige Mobilitätsformen anpassen lassen. Mobilitäts- und Logistikzentren reduzieren den Verkehr in der Region und ihrer Umgebung.
Die Wohngebiete werden in Nord-Süd-Richtung durch mäandernde Wohnstraßen (30km/h) erschlossen, die den Verkehr reduzieren. Wohnstraßen in Ost-West-Richtung für Radfahrer, Fußgänger, Feuerwehr und Lieferverkehr öffnen zusätzlich die Nachbarschaft und verbinden sie mit der Umgebung.